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Tierrechtsforum:
Tierrechte liegen nicht in den Schmerzrezeptoren

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Tierrechte liegen nicht in den Schmerzrezeptoren

Autor: martin | Datum:
Adam Shriver, Verantwortlicher des Philosophy-Neuroscience-Psychology (PNP) Program der Universität Washington, argumentiert in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Neuroethics" dafür, den Tieren das Schmerzempfinden wegzuzüchten (in diesem Fall mit Gentechnik beschleunigt) würde ihre Benutzung als Ressourcen ethisch weniger problematisch machen. Dabei sind Tierschützer sind grundsätzlich die Zielgruppe seiner Argumentation, so suggeriert bereits die Überschrift - "Knocking Out Pain in Livestock: Can Technology Succeed Where Morality has Stalled?" – die Moral wäre in der Frage um das Quälen der Tiere "ins Stocken geraten". Für Vegetarier und Tierschützer dürfte das gelten, da sie nicht hören wollen, daß die "Freilandhühner" im selben Schlachthof enden wie alle anderen. Tierrechtler und Veganer wissen, daß die Moral längst die einzig vertretbare Alternative aufgezeigt hat: schlichtweg keinen Tiere mehr Leiden zufügen und vegan zu werden.

Die Worte seiner Zusammenfassung verdienen fast schon eine Nadel im Misthaufen:
Zitat: Moreover, I will argue that all people concerned with animal welfare should agree that we ought to replace the animals currently used in factory farming with animals whose ability to suffer is diminished if we are able to do so.
Alle, die sich von diesem kontraproduktivem Unsinn fernhalten, stimmen ihm dementsprechend nicht zu.
Er argumentiert ganz auf der Linie der Tierschützer, indem er von einer "Reduktion unnötiger Leiden" ("reduction of unnecessary suffering of animals") spricht – als ob es beim Ausbeuten der Tiere zur Nahrungsgewinnung "nötiges Leiden" gäbe. Shriver hat dabei überraschend mehr Ahnung von Tier[strike]rechts[/strike]schutzphilosophie als die meisten und so zitiert er Peter Singer vor allem nach "Practical Ethics". Dessen utilitaristische Unsinn liegt in einer Er- oder Verrechnung der Leiden, sodaß Tiere seiner Meinung nach nur das Interesse hätten, nicht oder möglichst wenig zu leiden, weshalb sie vermeintlich schmerzfrei zu töten völlig in Ordnung sei (reiner Pathozentrismus eben). Andere wiederholen den Unsinn, wodurch er auch nicht richtiger wird:
Zitat: As David Degrazia writes, "when seen from the proper perspective, utilitarianism and animal-rights views appear far more alike than different. Crucially, both extend to animals a principle of equal consideration. Any such principle requires that we (insome significant way) give equal moral weight to comparable interests, regardless of who has those interests"
Die Tierrechte beruhen nicht ausschließlich (wenn auch zu einem großen Teil) auf dem Kriterium der Leidvermeidung. Nicht umsonst steht im Glossar-Eintrag "Tierrechte", daß es moralisch notwendig ist, nichtmenschlichen Tieren die relevanten gleichen Interessen wie Menschen zuzugestehen. Das Interesse auf Leidfreiheit ist nur eines davon. Menschen haben genauso das Interesse, nicht als Ressource benutzt zu werden (als Organspender, als Nahrung, als Experimentierobjekt), genauso wie sie das Interesse auf Bewegungsfreiheit haben, das Interesse, ein ungestörtes Sozialverhalten ausleben zu können usw. (siehe auch: Interessenethik) Aus tierrechtlerischer Sicht ist das Ausschalten der Schmerzempfindung keine "Lösung", da es nur einen kleinen Teil der verletzten Rechte betrifft. Die Argumentation, daß es eine wäre, ist (wie zu erwarten) speziesistisch, denn niemand würde vorgeschlagen, Menschen die Schmerzempfindung wegzuzüchten, damit man an ihnen besser experimentieren kann (schließlich sind Tierversuchsergebnisse zwischen den Spezies nicht übertragbar, weshalb Menschenversuche sinnvoll sind im Gegensatz zu Versuchen an anderen Tieren).

Was Shrivers eigentliche Idee betrifft, ist er wesentlich weiter von der Einlösung der Ansprüche entfernt, als man vielleicht vermutet.
Zitat: Several authors have argued that the affective dimension of pain is the relevant dimension for what we would call suffering
"Leid" ist zwar zum Großteil mit "Schmerz" synonym, aber eben nicht vollständig und daher ist Schmerz allein definitiv nicht das "relevante Maß" für Leid. Leid wird, neben der Hyperstimulation sensorischer Nerven (Schmerz), auch erzeugt durch psychische Faktoren wie Langeweile und die Unterdrückung der natürlichen Verhaltensweise, die insbesondere bei "Zoo-" und "Nutz"tieren zu Stereotypie (Im-Kreis-Laufen im Käfig), Zwangsstörungen (Kannibalismus als Ersatzhandlung des Pickens bei Hühnern) und Angst und Streß (in Folge der gewaltsamen Trennung von Kühen und ihrem neugeborenen Kalb) führt. Dieses Leiden ist keine Frage der Rezeptoren oder der Weiterleitung von Nervenimpulsen, sondern der psychischen Prozesse. Selbst wenn es also gelänge, die Schmerzrezeptoren auszuschalten oder die Interpretation der Nervenimpulse ins Positive zu verkehren, würde das Leid der Tiere nur verringert, nicht beseitigt - von der Verletzung aller anderen (tierrechtsrelevanter) Interessen ganz zu schweigen. Shriver kommt auch zu dieser Einsicht und redet sich damit heraus, die Unterbindung der körperlichen Schmerzen sei ein Großteil des Leidens ("a great deal of suffering") und deshalb besser als nichts.

Tiere so zu züchten, daß ihre Nutzung als Ressource keine Tierrechte mehr berühren würde, würde mindestens bedeuten, ihre gesamten kognitiven Eigenschaften auszuschalten. Da sie so keine Individuen und nicht lebendig, sondern eben nur Zellhaufen wären, könnten sie auch nicht von alleine wachsen und Eier legen und Milch produzieren, sodaß dies ein sinnloses Gedankenexperiment ist (selbst wenn, reichte das nicht aus, da Tierrechte sich auf mehr als nur den Mißbrauch als Nahrung beziehen). Statt sich damit aufzuhalten, könnte man auch einfach vegan werden, aber das ist wohl zu einfach für Leute wie Singer und Shriver. Statt eins plus eins zusammenzuzählen (und auf Veganismus als Lösung für das Leiden der Tiere zu kommen), rechnen sie lieber solange an fünf plus vier herum, bis minus dreizehn herauskommt.

Die restliche Argumentation ist, wie gesagt, tierschützerisch durch und durch. Es sei zwar die einfachste Lösung, keine Tierprodukte (er allerdings spricht nur von Leichenteilen) zu konsumieren, aber für viele Menschen sei es leichter, Tierprodukte (vermeintlich) nichtleidender Tiere zu wählen als gar keine – als ob man die Ansprüche der Ethik am status quo festzulegen hätte.
Und alle, die die Züchtung solcher Tiere als "Übergangslösung" für eine gute Idee halten, sollten sich fragen, ob die Menschen, die so etwas konsumieren, (a) wahrscheinlich vegan werden, obwohl sie durch das (falsche) Prädikat "leidfrei" ein gutes Gewissen und damit keinen Grund mehr haben, ihr Verhalten zu ändern, oder (b) nicht vegan werden, weil sie zum einen ein gutes Gewissen beim Konsum haben und zum anderen nicht verstanden haben, daß Tiere kein Mittel zum Zweck für Menschen sind, sodaß sie auch weiterhin in "Zoos" und "Zirkusse" gehen. Falls man der Logik zu Liebe eher zu (b) neigen sollte, könnte man daraus ableiten, daß Tierschutz nicht funktioniert und den Tieren nicht hilft. So ganz theoretisch jedenfalls...

Re: Tierrechte liegen nicht in den Schmerzrezeptoren

Autor: bacanlova | Datum:
Zur Züchtung und zum Einsatz von schmerzunempfindlichen Mäusen gibt es auch eine Umfrage:

Auszug Umfrageergebnisse mit Fokus auf Vegetarier und Tierschützer:
http://img17.yfrog.com/img17/4987/painfreeanimalsanswers7.png


Der gesamte Artikel:
http://wwwsoc.nii.ac.jp/jsaae/zasshi/WC6_PC/paper145.pdf

[Defekten Link korrigiert - Mod]

Tierversuche als Randaspekt

Autor: martin | Datum:
bacanlova schrieb:
>
> Zur Züchtung und zum Einsatz von schmerzunempfindlichen
> Mäusen gibt es auch eine Umfrage:
>
> Auszug Umfrageergebnisse mit Fokus auf Vegetarier und
> Tierschützer:
> http://img17.yfrog.com/img17/4987/painfreeanimalsanswers7.png
> Der gesamte Artikel:
> http://wwwsoc.nii.ac.jp/jsaae/zasshi/WC6_PC/paper145.pdf

Und deshalb sind Tierversuche ein Randaspekt.
Die Ergebnisse - daß fast alle Menschen Tierversuche an normalen wie genveränderten Tieren ablehnen – resultieren nicht daher, daß die Befragten die Tierrechte im Allgemeinen (oder die Interessenethik im Besonderen) verstanden hätten, sondern sie sind nur gegen Tierversuche, weil diese ihren Konsum nicht betreffen. Den über 90% der Bevölkerung, die gegen Tierversuche sind, fällt das Dagegensein nicht schwer, da sie es in ihr speziesistisches Denken problemlos integrieren können (Leid, das für sie nicht notwendig ist, ist für sie vermeidbar; solches, das sie für notwendig halten (für ihre unvegane Tierprodukte), ist eben nicht vermeidbar).
Ohne am Kern des speziesistischen Denkens (der Produktion unveganer Nahrung) anzusetzen, geht es eben nicht vorwärts – und so werden Tierversuche auch nicht abgeschafft, obwohl fast jeder dagegen ist -, aber daß wollen die tierschützerischen Tierversuchsgegner ja nicht kapieren.

Presse dazu

Autor: martin | Datum:
Zitat: Gentechnik macht Kühe schmerzfrei

VON LUDWIG JOVANOVIC
In den USA möchten Forscher die Qual von Nutztieren beenden. Nicht etwa durch eine bessere Haltung. Vielmehr möchten sie den Tieren die Gene für das Schmerzempfinden nehmen. So würden diese nicht mehr leiden.

Es klingt wie eine Idee aus dem Labor von Dr. Frankenstein, was der US-Philosoph – und Vegetarier – Adam Shriver jüngst in einem Essay vorgeschlagen hat. Wenn Fleisch schon Etiketten trage wie "Frei von Antibiotika" oder "Landtierhaltung", warum könne es dann nicht noch den Stempel "schmerzfrei" haben? Shriver geht in seinem Vorschlag noch weiter. Die Gentechnik mache es mittlerweile möglich, dass den Nutztieren alle Gene fürs Schmerzempfinden genommen werden. Kühe, Schweine oder Hühner würden dann nicht mehr unter den Bedingungen ihrer Haltung leiden. Schließlich wären sie dann buchstäblich von jedem Schmerz befreit.

Nun könnte man den Vorschlag des Philosophen als skurril abtun – wenn die Idee nicht im US-Wissenschaftsjournal "New Scientist" von Gentechnikern sofort aufgegriffen und eifrig diskutiert worden wäre. Denn tatsächlich scheint es nicht nur möglich, sondern bald auch machbar zu sein. Mäuse beispielsweise, denen das so genannte Gen "Nav 1.7" fehlt, reagieren sehr viel unempfindlicher auf Druck oder Hitze. Und ein Gen namens "DREAM" (Traum) kontrolliert ihre Schmerzwahrnehmung.

Ein andere Erbanlage (P311) dagegen lässt Mäuse eine bestimmte Region eines Käfigs trotz Futters meiden, in der ihnen eine schmerzhafte Injektion verabreicht wird. Tiere ohne dieses Gen indes suchten die Region ohne Angst oder Scheu immer wieder auf. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich solche Ergebnisse auf Kühe und Schweine übertragen lassen.

Doch noch stehen die Wissenschaftler vor einem Problem: Schmerz an sich ist nicht negativ, sondern hat eine Schutzfunktion. 2006 wurden sechs Kinder einer pakistanischen Familie untersucht. Ihnen fehlte aufgrund einer Mutation von Natur aus jedes Schmerzempfinden. Die Folge war, dass die Kinder voller blauer Flecken und Schnittwunden waren – weil sie Gefahren nicht rechtzeitig erkannt haben. Sie warnte kein stechender oder bohrender Schmerz oder ein brennendes Gefühl davor, dass sie gerade dabei waren, sich zu verletzen. Eins der Kinder trat sogar mit dem Kunststück auf, dass es sich Messer durch seine Arme und seine Hände stechen oder über glühende Kohlen gehen konnte. Laut dem Wissenschaftsmagazin "Nature" starb der Zirkusjunge, nachdem er vom Dach sprang – vermutlich während eines Kunststücks.

Die Wissenschaftler müssten darum einen Weg finden, den Schmerz auszuschalten – die Sinneswahrnehmung einer Verletzung aber als Warnsignal zu erhalten. Und gerade dafür zeichnet sich eine Lösung ab.

Ein möglicher Weg wäre ein indirektes Vorgehen. Nicht die Gene für Schmerzen müssen entfernt werden. Vielmehr setzt man dort an, wo eine Sinneswahrnehmung zu Schmerz wird – im Gehirn. Eine bestimmte Region, "Anteriorer cingulärer Cortex", ist bei Menschen unter anderem genau dafür verantwortlich. Vermutlich übernimmt dieses Gebiet im Gehirn vieler Tiere ebenfalls diese Aufgabe.

Zhou-Feng Chen, ein Neurologe an der Washington Universität in St. Louis, hat es nun per Gentechnik geschafft, die Erbanlagen für zwei Enzyme zu unterdrücken. Und genau diese beiden Proteine sind anscheinend für die Signalverarbeitung in der Schmerz-Region des Gehirns verantwortlich. Bei Mäusen wurden die Enzyme gentechnisch unterdrückt. Anschließend spritzten ihnen die Forscher Substanzen, die Schmerzen auslösen, in die Pfoten. Doch die Mäuse leckten sich nur kurz die Einstichstellen und liefen dann weiter, als ob nichts gewesen wäre. Normale, genetisch unveränderte Mäuse dagegen leckten sich die Pfoten vor Schmerz noch stundenlang.

Es scheint also möglich zu sein, Tieren den Schmerz zu nehmen. Für eine Massentierhaltung, unter der sie nicht mehr leiden würden. Eine US-Umfrage unter Forschern, die mit Tieren arbeiten, zeigte aber bisher jedoch keine große Begeisterung für diese Idee. Vor allem auch aufgrund ethischer Bedenken. Doch angesichts eines rasant wachsenden Fleischbedarfs könnten die bald hintenan gestellt werden.

http://nachrichten.rp-online.de/article/wissen/Gentechnik-macht-Kuehe-schmerzfrei/56989

Daß das auch weiterhin keine akzeptable Lösung ist, ist klar, aber es wundert ein klein wenig, daß einige "ethische Bedenken" haben, Tiere gentechnisch zu verändern, aber keine Bedenken weiterhin vollständig leidensfähige Tiere quälen zu lassen.

Re: Presse dazu

Autor: martin | Datum:
Zitat: Forscher wollen Fleischproduktion revolutionieren

Koteletts wachsen bekanntlich nicht im Supermarkt: Doch wie soll künftig der wachsende Hunger nach Fleisch gestillt werden, ohne dass die Tiere leiden? Ein US-Philosoph provoziert mit dem Vorschlag, Nutztiere ohne Schmerzempfinden zu schaffen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass schon bald künstliches Fleisch gezüchtet wird.

Ein Problem der modernen Tierhaltung ist, dass sie im Vergleich zu Produktion von vegetarischen Lebensmitteln sehr viel Energie und Ressourcen verbraucht. Ein weiteres Problem ist, dass bei der Produktion von Fleisch oftmals das Tierwohl auf der Strecke bleibt. Wissenschaftler suchen daher nach Möglichkeiten, Fleisch auf alternativem, schonendem Wege zu produzieren.

Der amerikanische Philosoph Adam Shriver etwa schlägt in der Fachzeitschrift „Neuroethics“ vor, Nutztiere genetisch so zu verändern, dass sie keinen Schmerz mehr empfinden. Die Tiere würden zwar noch Reize wahrnehmen, aber ähnlich wie bei einem Menschen, der starke Schmerzmittel einnimmt, würden sie diese nicht mehr als unangenehm oder gar quälend empfinden. Die Produktion solcher Tiere ist zwar noch Zukunftsmusik - aber wäre sie wirklich eine Möglichkeit, das Dilemma um das Tierwohl zu lösen?

Abgesehen von der technischen Machbarkeit gibt es noch weitere Einwände gegen die Tiere ohne Schmerzempfinden. Würden solche Lebewesen tatsächlich gezüchtet, wäre dies Kritikern zufolge eine Bankrotterklärung für jegliches Tierschutzbestreben - denn anstatt die Haltungsbedingungen den Tieren anzupassen, würden die Nutztiere weiter instrumentalisiert.

„Damit würde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, meint Herwig Grimm, diplomierter Landwirt, Philosoph und Forscher mit dem Schwerpunkt Tierethik und Ethik in der Landwirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er erklärt: „Ein so verändertes Tier wäre dann nur noch ein Automat. Es gäbe plötzlich zwei Arten von Tieren - für die genetisch veränderten würde wahrscheinlich gar kein Tierschutz mehr als nötig erachtet.“ Es wäre nicht mehr weit her mit der Würde dieser Tiere, die ja eigentlich am Ausgangspunkt der Überlegung steht.

Zudem sieht Grimm auch praktische Probleme bei der Haltung von Tieren ohne Schmerzempfinden. „Mit der Züchtung solcher Tiere gerät die Tierhaltung in ein gefährliches Fahrwasser, denn den Tieren fehlt nicht nur das Schmerzempfinden, ihr Verhalten ist für den Landwirt auch nicht mehr deutbar."

Um herauszufinden, ob es seinen Tieren gut geht, muss ein Landwirt ihr Verhalten richtig interpretieren können. Dafür muss er sich auf die sichtbaren Zeichen verlassen, denn ein Tier kann sich nicht anders mitteilen. Ohne das Schmerzempfinden und die entsprechenden Reaktionen des Tieres fehle eines der wichtigsten Signale, erklärt der Landwirt und Ethiker.

Technische Machbarkeit hin, ethische Bedenken her - am Ende entscheidet der Markt. Fleisch von genetisch veränderten Tieren wird dann produziert, wenn sich genügend Käufer dafür finden. Ob das beim Fleisch solcher Tiere überhaupt je der Fall sein wird, ist jedoch fraglich.

Eine andere Möglichkeit, die Nutztierhaltung zu vermeiden, wäre ein Produktionsprozess, bei dem die Tiere einfach umgangen werden. Was paradox klingt, existiert schon seit längerem als Prototyp: das sogenannte In-vitro-Fleisch. Dieses Fleisch ist ein Laborprodukt - kein Tier muss dafür leiden oder sterben. Ein paar Muskelzellen genügen, aus denen dann in Fermentern künstliches Gewebe gezüchtet wird.

Jason Matheny von der Organisation „New Harvest“, die sich der Entwicklung von Ersatzfleisch verschrieben hat, schätzt, dass das künstliche Fleisch in fünf bis zehn Jahren auf dem Markt sein wird. Er erklärt die weiteren Vorteile: „Bedenkliche Stoffe wie Antibiotika oder Hormone wären beim In-vitro-Fleisch kein Thema. Auch der Fettgehalt könnte genau gesteuert werden.

Außerdem werden keine nicht-essbaren Teile wie Knochen, Atmungsapparat, Haut, Verdauungs-und Nervensystem produziert.“ Bei der Produktion von In-vitro-Fleisch würden zudem im Vergleich zur Tierhaltung 90 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt und 95 Prozent weniger Land und Wasser verbraucht.

Die Vorteile des In-vitro-Fleisches liegen, anders als diejenigen der Tiere ohne Schmerzempfinden, also auf der Hand. Und doch mutet die Idee futuristisch an. Muskelstränge, die in einer Brühe aus Nährstoffen in einer Maschine hergestellt werden, scheinen sehr weit vom natürlichen Vorbild eines Bauern mit kleiner Kuhherde entfernt zu sein. Doch das gilt für die moderne Tierhaltung ohnehin schon.

Matheny erklärt: „Die heute in der Massentierhaltung gezüchteten Tiere haben mit ihren Vorfahren nicht mehr viel gemeinsam. Hühner zum Beispiel sind so gezüchtet worden, dass sie doppelt so schnell als normal wachsen, Truthähne können sich wegen der überzüchteten Brust nicht mehr natürlich paaren. Wenn zehntausend Tiere in einem Verschlag aus Metall gehalten und mit Wachstumshormonen vollgestopft werden, hat dies nichts mehr mit Natur zu tun."

Für ihn stünde das künstliche Fleisch in einer Reihe mit anderen Lebensmitteln wie Joghurt, Brot oder Wein, die mittlerweile alle in hoch technisierten Verfahren hergestellt werden.

(Welt online, 06.11.09)
Mein Kommentar:
Zitat: Tiere gefangenhalten und umbringen geht also auch "würdevoll"? Interessant. Auf die einfachste, schnellste und beste Lösung - die Tiere einfach leben zu lassen und sich vegan zu ernähren - kommt mal wieder niemand.

Re: Presse dazu

Autor: Banaspati | Datum:
Bei solchen Ideen muss doch ein jedes
denkfähiges Gehirn
schmerzen !!!
Warum einfach (vegan), wenn's
auch (krankhaft)umständlich geht !?!
Nicht zu fassen auf welchem
Niveau sich Menschen befinden...

Banaspati

Re: Presse dazu

Autor: Jörg122 | Datum:
"Normale, genetisch unveränderte Mäuse dagegen leckten sich die Pfoten vor Schmerz noch stundenlang."

das finde ich auch schlimm, dass diese Mäuse stundenlangem Schmerz allein zu Versuchszwecken ausgesetzt waren!