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Tierrechtsforum:
Tom Regan, Speziesist und Pseudotierrechtler

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Tom Regan, Speziesist und Pseudotierrechtler

Autor: martin | Datum:
Wie bekannt, ist er nicht nur in seinem Hauptwerk (siehe hier und hier, sondern auch weiterhin der Meinung, daß nur bestimmten Tieren Rechte zustehen, nämlich solchen mit höher entwickelten kognitiven Fähigkeiten. Daraus folgt für ihn, daß bei einem Konflikt zwischen einem Menschen und einem nichtmenschlichen Tier immer der Mensch bevorzugt werden muß, da dessen Kognition höher entwickelt ist bzw. er eine stärkere Selbst-Reflexion, ein stärkeres Selbst-Bewußtsein hat, sodaß sein Tod für ihn schlimmer wäre als der Tod eines nichtmenschlichen Tiers für diese. Also Speziesismus par excellence, der darin resultiert, daß alle Tiere seiner Kategorie "moral patiens" keine Berücksichtigung finden müssen und daß in seinem "lifeboat cenario" mit einem Hund und vier Menschen selbstverständlich der Hund dran glauben muß.

Regan gibt inzwischen vor die Tierausbeutung abschaffen zu wollen (also abolitionistisch zu sein):
Zitat: Being kind to animals is not enough. Avoiding cruelty is not enough. Housing animals in more comfortable, larger cages is not enough. Whether we exploit animals to eat, to wear, to entertain us, or to learn, the truth of animal rights requires empty cages, not larger cages.

Aber das sind nur Lippenbekenntnisse, denn was er wirklich tut, ist alles andere als tierrechtlerisch und abolitionistisch.

Die von ihm gegründete und geleitete Culture and Animals Foundation läßt sich ihren Kongreß (The Power of One. International Compassionate Living Festival) von übelsten Tierschützern (Farm Sanctuary, The Humane Society of the United States (HSUS) u.a.) unterstützen, deren Hauptbestrebung darin liegt, "humane meat" oder "happy meat" (Leichenteile von "human" ermordeten Tieren) zu bewerben.
Dieser Kongreß hat nicht nur Ingrid Newkirk von Peta ein Forum geboten, sondern auch John Mackey von Whole Foods Inc., der dort Hauptredner war. Whole Food Inc. ist ein Bio-Lebensmittelkonzern, der mit seinen "high quality standards for meat" wirbt und daneben selbstverständlich auch Fischleichen und unveganen Käse verkauft. Regan lobte ihn mit den Worten, er sei "a driving force behind higher standards in animal welfare". (Wie war das doch gleich mit "größere Käfige genügen nicht"?)

Es wundert wenig, daß Regan sich auf der Webseite der Culture and Animals Foundation für Vegetarismus ausspricht (im Aufsatz "Vegetarianism and Friendship"). Eier und Tiermilchprodukte werden zwar im argumentativen Nono Gesundheit mit erwähnt, aber von Veganismus keine Spur. Dazu kommen andere Nonos wie Umwelt und religiöse Formulierungen ("For many, this is our prayer").
Diese religiösen Anwandlungen steigern sich in seinem FAQ zu Tierrechten ("The Philosophy of Animal Rights"):
Zitat: 7. God gave humans dominion over other animals. This is why we can do anything to them that we wish, including eat them.

Reply: Not all religions represent humans as having "dominion" over other animals, and even among those that do, the notion of "dominion" should be understood as unselfish guardianship, not selfish power. Humans are to be as loving toward all of creation as God was in creating it. If we loved the animals today in the way humans loved them in the Garden of Eden, we would not eat them. Those who respect the rights of animals are embarked on a journey back to Eden -- a journey back to a proper love for God's creation.

"And God said, Behold, I have given you every herb bearing seed, which is upon the face of all the earth, and every tree, in which is the fruit of a tree yielding seed; to you it shall be for meat."
-- Genesis 1:29


8. Only humans have immortal souls. This gives us the right to treat the other animals as we wish.

Reply: Many religions teach that all animals, not just humans, have immortal souls. However, even if only humans are immortal, this would only prove that we live forever whereas other animals do not. And this fact (if it is a fact) would increase, not decrease, our obligation to insure that this -- the only life other animals have -- be as long and as good as possible.

Es wundert genauso wenig, daß auf der Webseite seiner Foundation unter dem Punkt "Help bring change" als einzige Möglichkeit einen Spendenaufruf steht.

Daß, was wirklich notwendig wäre - die Verbreitung von Veganismus -, findet sich auf dieser und auch auf seiner Webseite in keinem Satz.

Kurz gesagt: Tierrechte sind das nicht, sondern nur Neuer Tierschutz. Auch wenn er sich Tierrechtler nennt und von Singer zu distanzieren versucht, was er tut ist hat in Theorie und Praxis mit Tierrechten nichts zu tun.

Re: Tom Regan, Speziesist und Pseudotierrechtler

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Regan gibt inzwischen vor die Tierausbeutung abschaffen zu
> wollen (also abolitionistisch zu sein):

Welche peinliche Heuchelei angesichts der folgenden Zitate ...

> Dieser Kongreß hat nicht nur Ingrid Newkirk von Peta ein
> Reply: Not all religions represent humans as having
> "dominion" over other animals, and even among those that do,
> the notion of "dominion" should be understood as unselfish
> guardianship, not selfish power. Humans are to be as loving


Ach ja - die christliche Standardapologie zu Gen 1:28:
Zitat: Gleich nach ihrer Erschaffung erhielten die Menschen die folgenden Anweisung von Gott: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!" (Gen 1:28). Apologeten4 verweisen hier darauf, dies meine, sich darum "zu kümmern" wie eben ein guter Herrscher um seine Untertanen (vielsagende monarchistische Gedankengänge) oder der Hirte um seine Schafe (schon treffender, da sie bekanntlich lediglich gehütet werden, um sie zu scheren und zu schlachten). Tatsächlich klingt die folgende Anweisung Gottes wie ein Plädoyer für Veganismus: "Siehe, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen" (Gen 1:29). Doch dies soll nicht die einzige Speise sein; was es damit tatsächlich auf sich hat, werden wir etwas später sehen, wenn Gott mit Noah plaudert. [...]
Anschließend teilte Gott Noah die erweiterte Fassung des Menüplans mit: "Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben. Allein esst das Fleisch nicht mit seinem Blut, in dem sein Leben ist!" (Gen 9:1-4). Die zumal für den blutdürstigen christlichen Schlächtergott verwunderliche Ablehnung des Kontakts mit Blut führt übrigens zu den scheußlichsten religiösen Praktiken [...]
http://antispe.de/txt/furchtundschrecken.html


> toward all of creation as God was in creating it. If we loved
> the animals today in the way humans loved them in the Garden
> of Eden, we would not eat them. Those who respect the rights

Sondern sie zu "Pelzen" verarbeiten, nicht? "Und Gott, der HERR, machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fell und bekleidete sie." (Gen 3:21).

Achim

Regan und Reformismus

Autor: martin | Datum:
Wie erwähnt, findet er auch Reformismus toll. Hierzu ein weiteres, aussagekräftiges Zitat.
Zitat: Wo sehen Sie kurzfristige Ziele? Ist es möglich, den Weg zur Abschaffung der Ausbeutung von Tieren Schritt für Schritt zu gehen?
Ich stelle mir die Ausbeutung der Tiere in einem Bild vor - als eine Mauer, die ihre Opfer niederdrückt. Unser Ziel ist es, die Wand einzureißen - und welchen besseren Ort für dieses Bild kann es geben als Berlin? Auch wenn es nicht in unserer Macht liegt, dieses Ziel heute zu erreichen, können wir mit dem Abriss der Mauer beginnen - Stein für Stein.

Was bedeutet das konkret?
Wir können bestimmte Formen der Ausbeutung zu beenden - und zwar vollständig. Zum Beispiel können wir dafür sorgen, dass es keine Tierversuche in der Sucht- oder in der Rüstungsforschung mehr gibt, dass Pelztierfarmen abgeschafft werden oder die Verwendung von Tieren in Zirkussen beendet wird. Wenn der Rauch sich verzogen hat, können wir sagen, dass wir etwas geschafft haben - auch wenn nicht alle Probleme gelöst wurden. Diese ersten Schritte zur Beendigung der Ausbeutung von Tieren können wir gehen - diese Steine der Mauer können auch während meines Lebens abgetragen werden.
("tierrechte", Jg. 2002, Heft 2)