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Tierrechtsforum:
zwei Schritte zurück und keiner vor

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zwei Schritte zurück und keiner vor

Autor: martin | Datum:
Eine Gruppe von Tierschutzorganisationen hat im US-Bundesstaat Ohio Tierschutz-Reformen durchgesetzt. Das ist natürlich ein großer "Erfolg". Jedoch nur, wenn man die Sache sehr schief betrachtet.

Die größten Veränderungen betreffen:

1. Die Anbindehaltung für Kälber wird bis zum Jahr 2017 abgeschafft.

Weil man so tierlieb geworden ist? Nein, weil es eine uneffiziente Produktionsmethode ist. Die soziale Isolierung und Beschränkung der Bewegungsfreiheit verursacht oder begünstigt Krankheiten. Den Kälbern etwas mehr Raum und mehr sozialen Kontakt zu gewähren ist keine große finanzielle Belastung, wohingegen die Reduktion der Krankheiten (und damit Behandlungs- und Medikamentenkosten) eine deutliche Entlastung darstellt. Das bedeutet unter dem Strich einen finanziellen Gewinn und damit eine Festigung der Tierausbeutungsindustrie.


2. Ab 2011 dürfen keine neuen Kastenstände mehr für Muttersauen in Betrieb genommen werden, bestehende Kastenstände müssen in den nächsten 15 Jahren abgeschafft werden.

Diesmal aber Tierliebe? Aber nein. Wie die Tierschützer den Tierausbeutern unter die Nase reiben, ist die Abschaffung von Kastenständen - welch Überraschung - ökonomisch vorteilhaft. HSUS schreibt, dass die "Produktivität der Sauen in Gruppenhaltung höher als in einzelnen Boxen ist als Folge reduzierter Verletzungs- und Krankheitsraten, einer früheren ersten Brunst, schnelleren Wiederkehr der Brunst nach dem Abferkeln, sinkenden Vorkommens von Totgeburten und kürzeren Wurfzeiten. ESF einsetzende Gruppensysteme sind besonders rentabel.'' Zusätzlich ''reduziert die Umstellung von Kastenständen'' auf Gruppenhaltung mit ESF geringfügig die Produktionskosten und steigert die Produktivität.'' HSUS zitiert eine Studie, die zeigt, dass ''die Gesamtkosten pro verkauftem Schwein um 0,6 Prozent niedriger in ESF-Gruppensystemen ist, während das Einkommen des Schweinebauern wegen der gestiegenen Produktivität 6 Prozent höher ist'', sowie eine andere Studie, die zeigt, dass, verglichen mit Kastenständen, Gruppenhaltung mit ESF die Arbeitszeit um 3 Prozent verringert und das Einkommen pro Sau und Jahr geringfügig erhöht.''

Auch hier gewinnen die Tierausbeuter nicht nur im Bereich der Produktion (Senkung von Produktionskosten und Erhöhung des Gewinns), sondern auch im Verkauf, denn die neue "tierschutzgerechte" Tierausbeutung lässt sich wunderbar vermarkten.


3. Es dürfen ab sofort keine neuen Legebatterien mehr in Betrieb genommen werden.

Hier gilt das gleiche wie für Europa: die Anzahl der ausgebeuteten Hennen steigt (durch geringere "Legeleistung" werden mehr Hennen "verbraucht"), der Konsum steigt weil den Verbrauchern ein gutes Gewissen vermittelt wird und das ganze Ausbeutungssystem wird grundlegend gefestigt.


4. Die sogenannten "puppy mills" (Hundezuchtstationen mit katastrophalen Bedingungen) werden verboten.

Unter "katastrophalen Bedingungen" erhält man kranke Tiere, die sich schlecht verkaufen lassen. Dadurch, dass "Hundezucht" jetzt unter besseren hygienischen Bedingungen betrieben wird, reduziert man die Krankheiten und sich daraus resultierende Ausgaben, die Verkäuflichkeit verbessert sich, die Vermarktung verbessert sich, mit anderen Worten: Steigerung der ökonomischen Effizienz und Festigung des Ausbeutungssystems.


Ein typisches Beispiel für Tierschutz-Reformen: Aus Sicht der Tierrechte ein Versagen auf der ganzen Linie. Zwei Schritte zurück und keiner vor: Wenn man die Sache nicht einseitig betrachtet, sondern die Nebeneffekte (wie Gewissensberuhigung der Konsumenten (ein Schritt zurück), höhere Wirtschaftlichkeit neuer Ausbeutungsmethoden (zweiter Schritt zurück)) mit einbezieht, wurde weder die Anzahl der ausgebeuteten Tiere reduziert, noch das Leiden insgesamt vermindert, es wurde lediglich umverteilt (kein Schritt vor). Und zwar so umverteilt, dass die Tierausbeuter schlechter argumentativ angreifbar sind.

Ein "Erfolg" ist es wieder einmal nur für die Tierschutzorganisationen, d.h. für ihre Spendenkassen.