Der schmale Grad zwischen Menschen und anderen Affen
Autor: martin |
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"Anthropologische Differenz" nennt man den Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren. Sie wurde mit der Zeit immer weiter eingeschränkt: ganz früher hieß es, Menschen seien von Gott geschaffen, "Tiere" nicht. Das hat sich mit der Evolutionstheorie erledigt: Menschen sind Tiere und gehören zu den Menschenaffen. Die weiteren Merkmale - nur Menschen haben: Sprache, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Zukunftsbewusstsein, Selbsterkenntnisvermögen, Reflexionsvermögen usw. - wurden seitdem durch zahlreiche ethologische und neurologische Studien widerlegt. Die Fähigkeiten des Menschen sind in der Natur nicht einzigartig.
Das ist auch der Thema der Sendung Wie menschlich sind Menschenaffen?. Weitere als nur dem Menschen zustehenden Fähigkeiten wurde in jüngerer Zeit bei Affen nachgewiesen: Emotionalität, Kultur und kulturelle Vererbung, Werkzeuggebrauch, Planen und Agieren in Gruppen und schließlich - was die letzten Zweifel, ob Menschen und Affen verwandt seien überzeugen dürften - das Führen von Kriegen.
Sonst besteht die Sendung aus Intelligenz-Tests und -Vergleichen. Das Ergebnis: Menschen sind nicht unbedingt intelligenter, sondern ihre Intelligenz hat sich nur auf eine bestimmte Weise spezialisiert.
Ob übrigens die Dominanz des Menschen über die Erde auf seine besondere Intelligenz schließen lasse, ist fraglich, wenn man bedenkt, wie diese Dominanz ausgeübt wird.
Es wäre Zeit, Affen und andere Tiere auch entsprechend ihrer Fähigkeiten zu berücksichtigen - dazu gehört, dass man sie nicht im Studio vorführt oder im Zoo einsperrt. Die Ähnlichkeit darf dabei nicht zu Fehlschlüssen verleiten. Affen sollten nicht deshalb entsprechend ihrer Interessen behandelt werden, weil sie besonders menschlich sind (wie Neuspeziesisten meinen). Sondern entsprechend ihrer Fähigkeit, Interessen zu haben - was auch für alle anderen Tiere, die ein Bewusstsein und damit Interessen haben, gelten muss.